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Christine Fiegl

Nachname:
Fiegl
Vorname:
Christine
geboren:
1903-07-31
Zugehörigkeit:
NordtirolerIn
letze Änderung:
Wed Nov 04 13:58:24 UTC 2020
Biographie
Christine Fiegl wird am 31. Juli 1903 in Köln geboren, in "ein sehr gutes Elternhaus". Das Geschäft der Eltern, eine Metzgerei, liegt günstig mitten in der Stadt. Der Vater ist ein versierterKaufmann. Sein Prinzip lautet: "Lernt, was euch mitgegeben wird, das kann euch keiner nehmen.“ Die Mutter, wie „fürs Geschäft geboren“, ist eine schöne Frau. Deshalb wundert sie sich immer, dass sie so eine kleine Tochter hat. Die beiden Söhne sind groß,, aber die Tochter ist "daneben geraten". Von Christines Brüdern wird einer ein Jurist, der andere muss später wegen der Krankheit des Vaters das Geschäft übernehmen. Christine gerät wohl eher nach der Großmutter: klein, aber klug. Christine besucht die Klosterschule bei den Ursulinen, im Ersten Weltkrieg kommen die drei Geschwister ins Internat. In diesem Weltkrieg, der später der Erste hieß, nachdem der zweite vorbei war, fallen bereits die ersten Bomben. Zu Pfingsten an einem Tag mit wunderbarem Wetter, Christine Fiegl vergisst es nie, wird ihre Heimatstadt bombardiert. Und Köln ist nicht darauf vorbereitet. Man konnte nichts tun, als die Toten zu begraben. Am 11. November 1918 ist dieser Weltkrieg zu Ende, im November besetzen die Engländer Köln. Vor dem Kölner Dom stehen englische Tanks. Zunächst einmal werden den deutschen Soldaten und Offizieren die Kokarden, die militärischen Hoheitszeichen abgerissen. Oft auch den Ärzten, falls sie noch in der gewohnten Uniform unterwegs sind, was die Fünfzehnjährige besonders erschüttert. Mit den Besatzern darf sie nicht reden, wird von der Schule aus verboten. Christine beendet zu dieser Zeit ihr letztes Schuljahr. Nach ihren Berufswünschen wird sie nicht lang gefragt und arbeitet auch im Metzgereibetrieb, "lernt auch das".Und, nicht zu vergessen, die Inflation. Die Eltern sorgten, wie es sich gehörte, mit einer Versicherung für die Zukunft der Tochter. Damit etwas da ist, wenn sie einmal heiratet. Plötzlich das ganze Geld verloren, das jahrelang eingezahlt wurde. Dann, 1926 dürfte es gewesen sein, muss die Versicherung vom Staat aus eine minimale Zahlung abgeben. So lächerlich gering, dass man jedem der Beteiligten vorschlägt: Entweder auszahlen, oder wir rechnen Ihnen die Summe an und machen eine neue Versicherung. "Wieder ?reingefallen!" Die Familie zahlt brav ein, dann kommt der Zweite Weltkrieg. "Also, verschont sind wir nicht geblieben!" Zum Glück läuft die Fleischhauerei in der Zwischenkriegszeit gut. Leider ist ihr Vater nicht sportbegeistert. Vom Sport will er nichts hören, der koste ihm nur viel Geld. Und doch ist unter den Geschwistern ein Bruder Weltmeister im Staffelschwimmen, „Ubi" Eicker. Er schwimmt zuerst den deutschen 400-Meter-Rekord, dann den deutschen 1000-Meter-Rekord. „Ubi-wo“ genannt, weil er dünn wie ein Strich ist, meldet seinem Trainer den ersten Rekordversuch an, und schafft es zur Überraschung der ganzen Mannschaft. Christine, eine genauso begeisterte Sportlerin, spielt fast alles. Besonders beim Tennis und beim Landhockey ist sie nahezu unschlagbar. Dem Tennisspiel verdankt sie ihren Mann, ein Turnier in Meran führt die Kölnerin und den Mann aus Meran zusammen. Der gemeinsame Weg lenkt sie in viele Richtungen, schließlich ist bald wieder Krieg. Zuerst aber wird geheiratet. Leider erst 1939, nicht so schnell, wie es dem jungen Paar lieber gewesen wäre. Daran hindert sie die italienische Bürokratie, weil ein Notar Christines deutsche Dokumente erst auf Italienisch übersetzen muss. „Na, ist mein Sohn denn auf die Welt gekommen.“ 1939 zieht Christine nach Meran. Die beiden planen, sich in Sulden, einem Bergdorf im italienischen Vinschgau, eine eigene Existenz aufzubauen. Dazu kommt es jedoch nicht, die Familie ihres Mannes optiert für Deutschland.Kurzfristig kehrt Frau Fiegl nach Köln zurück, landet dann mit ihrem Mann in Dessau bei den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken, bald ein gern gesuchtes Ziel alliierter Luftangriffe. Inzwischen ist der zweite Sohn auf der Welt, der Kleine leidet besonders unter dem Bombenlärm. Mit einer Frau, die ihre Familie weit weg nach Österreich bringen will, kann Christine Fiegl samt Kindern nach Vorarlberg mitfahren. Zehn Monate lebt sie in St. Anton, bis der Mann aus dem Krieg heimkehrt. Zu guter Letzt findet die Familie Fiegl in Innsbruck eine neue Heimat. Später unternimmt sie mit ihrem Mann viele Reisen, vor allem in Österreich. Ihr Mann schimpft immer, die Leute reisten "noch und noch, aber Österreich kennen sie nicht." 1998 stirbt ihr Mann. Das Einzige, worüber Frau Fiegl dann im Alter klagt, dass viel zu wenige junge Leute in ihrem Wohnheim wären. Mit 107 Jahren liest sie noch immer jeden Tag die Tageszeitung "von vorne bis hinten". Vor ihrem bereits angekündigten Jubiläum zum 108. Geburtstag stirbt die hochbetagte, humorvolle Wahltirolerin aus Köln. Anju